Carmel Tunnels, Haifa (Israel)
Verkehrstechnische Ausstattung
Neubau innerstädtischer Hauptverkehrsstraßentunnel zwischen Hof HaCarmel, Rupin Interchange und Krayot (Checkpost) in Haifa, Streckenlänge ca. 6,5 km; Streckenbeeinflussung, Fahrstreifensignalisierung, Sperrschranken, Wechselwegweisung, Knotenbeeinflussung, Anbindung von Mautstationen, Anbindung der Gebäudetechnik (FMS), Anbindung externer städtischer Verkehrsinfotafeln (VMS), Anbindung einer Radiostation, Verkehrstechnische Vorgaben für das integrierte Motorway Management System (MMS) bestehend aus Traffic Management System (TMS) und Facility Management System (FMS), Mitwirkung bei der Projektsteuerung für Genehmigungsprozesse, Inbetriebnahme und Probebetrieb sowie Sicherheitstest vor Verkehrsfreigabe
Die Verkehrsprobleme der Hafenstadt Haifa im Norden Israels waren geprägt durch die Lage der Stadt am Fuße des Carmel Gebirges. Der gesamte Nord-Süd-Durchgangsverkehr auf der Küstenstraße 2 von Tel Aviv muß in einem schmalen Korridor entlang der Küste durch die Stadt hindurchgeleitet werden um den Bergrücken herum. Zu Spitzenzeiten kam es hier regelmäßig zusammen mit dem städtischen Verkehr zur erheblichen Enpäßen und langen Staus. Hinzu kommt, dass wichtige Einrichtungen der Stadt wie Einkaufszentren, die Universität aber auch viele Wohngebiete auf dem Carmel selbst liegen und bisher nur über lange Zufahrtswege mit Serpentinen angebunden sind. Daher gab es schon lange die Idee zu einem Tunnel durch das Gebirge hindurch und mit einer Anschlussstelle auf dem Carmelrücken selbst. Nach langer Planungsphase und vielen Anlaufschwierigkeiten wurde das Projekt 2006 als privat finanziertes BOT-Projekt (Built-Operate-Transfer) in Angriff genommen und im Dezember 2010 eröffnet
Das Gesamtsystem der Carmel Tunnels besteht aus 4 Tunnelröhren im Richtungsverkehr mit je 2 Fahrstreifen. Die beiden langen Röhren führen von der Küstenstraße 2 bei Hof HaCarmel (Carmel Strand) hinauf zum Stadtteil Nave Sha'anan an der Rupin Interchange. Hier befinden sich in einem natürlichen Canyon, der vor der Baumaßnahme als Bauschutthalde genutzt wurde um im Zuge der Maßnahme renaturiert wurde, insgesamt 6 Aus- und Einfahrrampen mit Anbindungen an das Straßennetz. Unmittelbar an der Ausfahrt liegt auch die Shopping Mall "Grand Canyon", die ebenfalls direkt angebunden wird. Danach führen die übrigen Tunnelröhren in einem kürzeren, jedoch steilen Abschnitt (6%) hinunter zum Industrie und Gewerbegebiet bei Krayot (Checkpost), wo auch wieder die Anbindung an die Küstenstraße erfolgt. An den beiden Enden des Tunnels befinden sich jeweils Toll Plazas, die Aus- und Einfahrten in Rupin sind ohne Kontrollen, da die jeweiligen benutzten Teilstrecken bei der Einfahrt bzw. Ausfahrt abgrechnet werden.
Die Ausrüstung der Tunnel orientiert sich weitgehend an den Vorgaben der Europäischen Tunnelrichtlinie mit einigen spezifischen Besonderheiten aufgrund lokaler israelischer Randbedingungen. Eine dieser Besonderheiten ist die Verwendung von kombinierten Überkopf-Fahrstreifensignalen (lane control signals, LCS), die sowohl die Fahrstreifenzuordnung mit Pfeilen und Kreuzen darstellen als auch die momentan zulässige Geschwindigkeit und Warnzeichen. Durch diese Zusammenführung in einem Anzeigegerät, die von europäischen Tunneln abweicht, mussten sämtliche Regeln für überlagerungen und Prioritäten von Anzeigen neu definiert werden.
Die Tunnel werden rund um die Uhr aus dem Kontrollzentrum in Krayot überwacht. Das TMS steuert hierbei automatisch die Maßnahmen zur Stauüberwachung und Harmonisierung des Verkehrs. Über die Verknüpfung zur FMS werden mehr als 5000 Datenpunkte überwacht, die bei Erreichen vordefinierter Auslöser (Brand, Sichtweite, Videodetektionsalarme, Staubildung usw.) zu automatischen oder halbautomatischen (mit Bestätigung des Operators) Reaktionen des TMS füren: Sperrungen der Tunnels oder einzelner Abschnitte, Anzeigen auf VMS, Meldungen an Toll Plaza, städtisches Verkehrslagezentrum oder Radio Haifa. Zusätzlich zu diesen vordefinierten und innerhalb einer Tunnelmatrix bei allen Kombinationen von momentanen Zuständen eindeutig und sequentiell sicher reagierenden Tunnelprogrammen sind auch frei vom Bediener einzurichtende Sonderprogramme möglich. Auch diese Sonderprogramme werden vom System automatisch auf Regelverletzungen hin überprüft, so dass auch hier der Bediener im Sinne der Verkehrssicherheit optimal unterstützt wird.
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Leistungen VIA Beratende Ingenieure: Verkehrstechnische Vorgaben für das integrierte MMS, Mitwirkung bei der Projektsteuerung für Genehmigungsprozesse, Inbetriebnahme und Probebetrieb sowie Sicherheitstest vor Verkehrsfreigabe
Verkehrsfreigabe: 01.12.2010
für: Carmel Tunnels Joint Venture (CTJV) und Menorah Izu Aharon, Haifa; Realisierung des MMS: Swarco STS